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Das Fischerdorf Gothmund liegt am Ufer des Flusses Trave im Lübecker Stadtteil St. Gertrud. Aufgrund der Nähe zur Ostsee, der topographischen Gegebenheiten und des schützenden Schilfgürtels zwischen Lagune und Trave eignete sich der Fischereihafen Gothmund hervorragend als natürlicher Schutzhafen für Fischerboote. Folgt man dem Verlauf der Trave flussabwärts, erreicht man nach wenigen Kilometern Travemünde - ein Stadtteil der Hansestadt Lübeck. Wie der Ortsname Travemünde schon sagt, mündet dort die Trave in Fischereigebiete der Lübecker Bucht in der Ostsee - international auch baltisches Meer genannt.
Gothmund wurde erstmals 1502 in einem Protokoll der Lübecker Ratsversammlung unter dem Namen Godmund erwähnt: „De vischere to deme Godmunde, tegen Symesen awer liggende“, was soviel heißt wie: „Die Fischer zu Gothmund liegen gegenüber Siems“. In der ersten allgemeinen Fischereiordnung des Jahres 1585 erhalten die Gothmunder Fischer eigene Sonderrechte für Fischereigebiete der Lübecker Bucht.
Anfangs diente der Hafen Gothmund den Lübecker Stadtfischern als Zwischenstation, um die lange Rückreise von den Fischfanggebieten der Ostsee zu den Häfen von Lübeck abzukürzen. Zu Beginn der Siedlungsgeschichte war eine einfache Kate (Schutzhütte) für einen kurzzeitigen Aufenthalt in Gothmund vorhanden. Im Laufe der Zeit wurden 18 feste Häuser mit Dächern aus Reet der Travewiesen errichtet. Reetdächer prägen noch heute maßgeblich das Erscheinungsbild des denkmalgeschützten Fischerdorfs.
Das Fischerdorf Gothmund wurde in einem schmalen Streifen zwischen Trave und Steilhang erbaut. Die Häuser der Gothmunder Fischer schmiegen sich eng an den Hang und sind von Land kaum sichtbar. Dazu gibt es eine schöne Anekdote (Seemannsgarn) aus der Lübecker Franzosenzeit zwischen 1806 und 1813. Während der französischen Besatzung soll Napoleons Armee Gothmund hinter dem dichten Baumbewuchs nicht auf Anhieb gefunden haben. Erst von der Wasserseite entdeckten die französischen Soldaten das Fischerdorf. Die Gothmunder Fischer waren aber gerissen. Drei Tage lang füllten sie die Franzosen mit Schnaps ab. Als die Soldaten das Fischerdorf Gothmund volltrunken verließen, wussten sie später nicht, wo Gothmund nun genau lag.
Das Sturmhochwasser am 13. November 1872 drückte die Ostseefluten tief in die Trave hinein. Die Wassermassen fluteten das Fischerdorf und beschädigten Gothmund nachhaltig. Am historischen Travemünder Leuchtturm befindet sich eine Gedenktafel, auf der die erschreckende Hochwassermarke des 13. Novembers 1872 nachvollzogen werden kann. Ein weiteres Unglück überraschte Gothmund im Jahre 1893. Bei einem Großbrand wurde ein Teil der Häuser zerstört. Der geschlossene Gesamtcharakter des Fischerdorfs Gothmund blieb zum Glück erhalten.
Mit der zum Ende des 19. Jahrhunderts in Europa aufkommenden Freiluftmalerei entstanden zahlreiche Künstlerkolonien. Auch im Fischerdorf Gothmund hielten sich regelmäßig Maler und Studierende aus renommierten deutschen Kunsthochschulen auf. Zumeist lebten sie bei Gothmunder Fischerfamilien oder in Unterkünften im benachbarten Israelsdorf. Es gab keine feste Künstlerkolonie Gothmumd in dem Sinne, sondern regelmäßige, kurzzeitige Treffen, in denen sich Künstler und Studierende gegenseitig inspirierten. Zahlreiche wundervolle Werke und Zeitzeugnisse einer vergangenen Zeit sind so im Fischerdorf Gothmund entstanden.
Leider gibt es die 1897 erbaute und nach einem Brand im Jahre 1979 wiedereröffnete Fischerklause Gothmund seit 2006 nicht mehr. Ein Ausflugsrestaurant mit eigenem Anleger, Biergarten und schönem Trave-Blick. Auch heute noch kennen viele Lübecker die Fischerklause als beliebten Zwischenstopp auf einer weiterhin bedienten Schifffahrt von der Altstadtinsel Lübeck zur Vorderreihe in Travemünde.
Die besondere topografische Lage zwischen Lagune und Steilufer bedingt ein eigenwilliges Siedlungsbild. Ein zentraler Dorfplatz ist im Fischerdorf Gothmund mit seinen ca. 80 Bewohnern nicht vorhanden. Stattdessen führt ein schmaler, unbefestigter und autofreier Fußweg - der Fischerweg - zwischen den 21 aufgereihten Fischerhäusern hindurch. Der Fischerweg ist frei zugänglich und lädt zu einem Spaziergang in eine vergangene, architektonisch wertvolle Zeit ein. Die Häuser Fischerweg 10 bis 18, welche allesamt mit Reetdächern versehen sind, stehen heute unter Denkmalschutz.
Zwischen dem kleinen Fischereihafen und den Häusern befinden sich liebevoll gepflegte Gartenflächen mit Geräteschuppen und Bootsanlegern. Diese Flächen werden teilweise immer noch von kleinen, familiengeführten Fischereibetrieben genutzt. Im Hafen von Gothmund sind also aktive Fischerboote zu entdecken, welche regelmäßig zum Fischfang in die Ostsee auslaufen. Beobachten können Sie die Ostsee-Fischerei bspw. vom Brodtener Steilufer, das einen weiten Panoramablick über die gesamte Lübecker Bucht bietet. Viele Bilder und Informationen zum Brodtener Ufer finden Sie auf der Internetpräsenz www.brodtener-ufer.de.
Seit Anfang des 19. Jahrhunderts dürfen auch Niendorfer Bauern die Fischfanggebiete der Lübecker Bucht nutzen. So sieht man heute am Brodtener Steilufer auch Fischerboote des erst 1922 erbauten Niendorfer Hafens. Viele Bilder und Informationen zum lebendigen Fischereihafen finden Sie auf Internet-Seite für den Niendorfer Hafen.
Westlich des Fischerdorfs Gothmund beginnt das 30 Hektar große Naturschutzgebiet Schellbruch. Auf engem Raum liegen Fluss, Lagunen, Süßwasserteiche, Bäche, Wassergräben, temporär überschwemmte Wiesenflächen, Waldtümpel und große Schilfflächen beieinander. In diesem Feuchtlebensraum und Vogelparadies wurden bereits über 200 verschiedene Vogelarten gezählt. Auf gut ausgebauten Wanderwegen sind ausgiebige Naturwanderungen nahe der Lübecker Altstadt möglich.
▶ Livecam Travemünde - Gothmunds Tor zur Ostsee
▶ Livecam Altstadtinsel Lübeck - Gothmunds Fischkäufer
▶ Wetter und Wettervorhersage für Gothmund
▶ Aktueller Regenradar von Norddeutschland
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