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Der Niendorfer Hafen liegt an der Aalbek-Mündung zwischen der Lübecker Bucht (Ostsee) und dem Hemmelsdorfer See in Schleswig-Holstein. Seit 1945 gehört der in der britischen Besatzungszone gelegene Hafen von Niendorf zur von der Militärregierung gegründeten Gemeinde Timmendorfer Strand.
Niendorf wurde erstmals im 14. Jahrhundert als "Nyendorpe" urkundlich erwähnt. Bis 1817 standen die Fischrechte in der Lübecker Bucht nur Fischern der Hansestadt Lübeck zu. Erst danach wurde Niendorfern Bauern der Fischfang gestattet - die Vorgeschichte des 102jährigen Niendorfer Hafens begann.
Anfangs zogen die in Niendorfer Fischer ihre Fischerboote direkt auf den Ostseestrand oder ankerten unmittelbar davor. Am Strand fanden auch Fischverarbeitung, Fischverkauf und Trocknung der Fischnetze statt. Mit aufkommendem Badetourismus Anfang des 20. Jahrhunderts entschloss sich der Kreis Eutin zwischen 1920 und 1922 - mit einer künstlichen Verbreiterung der Aalbek-Mündung - den Niendorfer Hafen anzulegen, um Fischwirtschaft und Tourismus konfliktfrei nebeneinander zu ermöglichen.
In der Blütezeit - nach 1945 - erreichte die Fischerei mit 140 Fischkuttern ihren Höhepunkt. 5.000 Tonnen Fisch wurden pro Jahr am Niendorfer Hafen gelandet und durch die Fischverwertung Lübecker Bucht eG in Lübeck Travemünde vermarktet. Durch Überfischung der Ostsee und Einführung von EU-Fangquoten Anfang der 1990er Jahre hat sich die Zahl auf eine Handvoll Fischkutter - 2 bis 3 Betriebe - reduziert, was auch den Charakter des Fischereihafens Niendorf/Ostsee zunehmend verändert.
Einige Fischkutter des Niendorfer Hafens können Sie vom Wanderweg am Brodtener Steilufer beim Fischen beobachten. Das 2 km östlich vom Niendorfer Hafen gelegen Steilufer zeichnet sich durch weite Panoramablicke über die Lübecker Bucht in einem unbebauten Naturraum aus. Zahlreiche Bilder und Informationen zum Brodtener Ufer finden Sie auf www.brodtener-ufer.de.
Der Niendorfer Hafen hat sich den veränderten Rahmenbedingungen und neuen Möglichkeiten stetig angepasst.
1948 und 1996 fanden Erweiterungen mit dem Bau der Hafenbecken für den Niendorfer Yachtclub und dem Seglerverein Niendorf/Ostsee statt. Die 1923 gegründete Evers-Werft hat ihr Hafengelände im Jahr 1983 zu einer Marina mit Werfthallen für die Wartung und Überwinterung von Yachten umgestaltet. Weitere Yachtservice-Anbieter, wie eine Segelschule, ein Spezialist für Bootsmotoren und ein Bootsbauer siedelten sich an.
Mit zunehmender Bedeutung der Tourismuswirtschaft stieg im Niendorfer Hafen die Zahl der Ausflugsschiffe. Vor Aufhebung der Zollschranken - durch den EU-Binnenmarkt - führten zwischen den 1970er und 1990er Jahren sogenannte Butterfahrten zu einem wahren Boom. Mehrmals täglich fuhren Ausflugsschiffe außerhalb der Dreimeilenzone, um so Butter (max. 2 kg), Alkohol (max. 1 l) und Zigaretten (max. 1 Stange) zollfrei anbieten zu können. Bei der Landung der Schiffe wurde die Einkaufsmenge von im Hafen stationierten Zöllnern kontrolliert. Auch heute noch gibt es im Niendorfer Hafen die Möglichkeit, zu den Bädern der Lübecker Bucht und nach Boltenhagen in Nordwestmecklenburg zu schippern.
Im Winter 2005/2006 wurde der Niendorfer Hafen im Rahmen von Küstenschutzmaßnahmen mit EU-Fördermitteln grundsaniert. Der Wohnwagen des aus Ostpreußen stammenden Fischereiwirtschaftsmeisters und Niendorfer Urgesteins Gerhard Heinzl Ficht ist bei der Sanierung an seinem Originalstandort erhalten geblieben. Eine schöne Anekdote dazu finden Sie im folgenden Screenshot. Die Hafengalerie des Malers Reinhold Liebe - Sohn einer ebenfalls vertriebenen, ostpreußischen Fischerfamilie - mit Malereien aus der Region (Screenshot) schloss zum Frühjahr 2017. Der Maler sagte dem Autor dieser Internetseite, dass sich der Bildverkauf leider nicht mehr lohne.
Zahlreiche gastronomische Angebote, Tourismusveranstaltungen, Hafentöpferei und Hafeninformationszentrum runden die Mischung aus Fischereihafen und touristischen Ausflugsziel ab.
Ein ruhiges Gegenstück zum lebendigen Niendorfer Hafen stellt das 18 km entfernte, an der Trave gelegene Gothmund dar. Das über 500 Jahre alte, denkmalgeschützte Fischerdorf ist durch reetgedeckte Fischerhäuschen und einen Fischereihafen in einer Lagune gekennzeichnet. Zahlreiche Bilder und Informationen finden Sie auf der Internetseite für das Fischerdorf Gothmund.
▶ Livecam vom Niendorfer Hafen
▶ Livecam vom Strand Niendorf/Ostsee
▶ Wetter und Wettervorhersage für Niendorf/Ostsee
▶ Aktueller Regenradar von Norddeutschland
▶ = Hyperlinks zu externen Quellen